Archiv der Kategorie: theoretisch

Auflösung von polar

Nach 10 Jahren ist Schluss mit unserer politischen Selbstorganisation in der gruppe polar. Die Gründe sind unterschiedlich und werden ggf. an dieser Stelle noch einmal transparent reflektiert werden. Soviel vorab: wir gehen nicht im Streit auseinander und begegnen uns nach wie vor verbunden in anderen politischen Zusammenhängen.

Vielen Dank an alle, die uns in den vergangenen Jahren begleitet und unterstützt haben!

Dieser Blog bleibt bis auf Weiteres als Archiv erhalten.

Der König der Vagabunden

Comiclesung am Dr. Külz-Ring Ecke Wallstraße, Donnerstag, 16. September, 18-19:30 Uhr
„Eine Geschichte über Armut und Hoffnung, Freundschaft und Protest – und über ein vergessenes Kapitel der Weimarer Republik“1
„Der Kunde“, die erste Obdachlosenzeitung Deutschlands, ruft auf zum „Internationalen Vagabundenkongress“. Gregor Gog, der König der Vagabunden, wie ihn die Presse nennt, hat geladen. Vor rund 600 Teilnehmer*innen ruft er an Pfingsten 1929 in Stuttgart den „lebenslangen Generalstreik“ aus.
Die Geschichte um dieses Ereignis erzählt der Comic „Der König der Vagabunden“, aus dem wir lesen werden.
„Die Zeichnerin Bea Davies hat selbst in einer Berliner Notunterkunft für Obdachlose gearbeitet: ‚Da habe ich gemerkt, wie viel Einsamkeit es in der Stadt gibt. Jeder ist für sich alleine. Und was Gog eigentlich sagt, war: Diese Gesellschaft, die euch fehlt, die bauen wir zusammen wieder auf.'“2
Die Lesung ist eine Veranstaltung unserer Reihe zum Recht auf Stadt in diesem Jahr. Wir sind seit einigen Jahren Teil der Kämpfe besonders um Wohnen und Wohnungslosigkeit in Dresden. Organisiert sind wir dazu im Bündnis „Mietenwahnsinn stoppen!“ Dresden sowie in der BettelLobby Dresden. In diesem Jahr wollen wir uns dem Recht auf Stadt auch theoretisch nähern. Dafür organisieren wir Veranstaltungen wie Vorträge, Lesespaziergänge und Comiclesungen rund um Fragen der solidarischen Stadt.
Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen statt.
1 in: Bea Davies, Patrick Spät: Der König der Vagabunden – Gregor Gog und seine Bruderschaft.

Kämpfe um ein Recht auf Stadt! Aber welches Recht? Und welche Stadt?

Seit einigen Jahren werden in vielen Städten weltweit Forderungen nach mehr Partizipation, gerechter Wohnraumversorgung für alle oder ausreichend Freiräumen unter dem Motto „Recht auf Stadt“ gestellt – so auch in Dresden. Der französische, marxistische Philosoph und Soziologe Henri Lefebvre hat Ende der 1960er einen kämpferischen Text zum „Recht auf Stadt“ geschrieben, auf den die Bewegungen sich heute auch immer wieder beziehen. Mein Vortrag stellt Henri Lefebvre, seine grundsätzliche theoretische Haltung sowie sein Konzept von Recht auf Stadt vor und stellt Bezüge zu heute her. Fragen, die wir dann auch gemeinsam diskutieren können, werden sein: Was können wir heute noch von Lefebvres Theorien lernen? Können und müssen wir es heute erweitern? Was sind geeignete ergänzende Perspektiven?

Vortrag und Diskussion mit Anne Vogelpohl
Donnerstag, 20. Mai um 20 Uhr
Ort: BigBlueButton unter diesem Link
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Flexen – Flâneusen* schreiben Städte

Lesung feministischer Literatur an verschiedenen Orten der Stadt
06. Juni, 16-19 Uhr (im Rahmen des Internationalismus Festival°2 zu feministischen Kämpfen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – nah und fern)
Treffpunkt: Springbrunnen über dem Alaunpark (Tannenstraße)

Lt. § 21 der aktuellen Sächsischen Coronaschutzverordnung dürfen ab sofort Stadtführungen aller Art im Außenbereich stattfinden. Somit können wir unseren Stadtrundgang durchführen. Voraussetzung ist die Vorlage eines tagesaktuellen negativen Tests aller Teilnehmer*innen oder ein Impfnachweis. Daher bringt zum Treffpunkt ein tagesaktuelles negatives Testergebnis oder Euren Impfausweis mit (als vollständig immunisiert geltet ihr 14 Tage nach der 2. Impfung). Schnelltestcenter die Sonntag geöffnet haben: Bellevue, Ostpol, Schauburg), Außerdem müssen wir eine Kontaktnachverfolgung ermöglichen (d.h. Eure Kontaktdaten aufnehmen).
Bitte bringt außerdem unbedingt Kopfhörer mit! Die braucht ihr für die Audiosender, mit denen wir die Beiträge in Eure Ohren übertragen. Von denen haben wir 20 Stück, so dass die Teilnehmer*innenzahl auf 20 beschränkt ist.

Meldet Euch bitte an: email hidden; JavaScript is required

Wir laden Euch ein mit uns zu „trödeln, herumzulungern, ziellos durch die Stadt zu streifen“ (Neha Singh)1 und Geschichten aus „Flexen – Flâneusen* schreiben Städte“ zu hören. Wir laden Euch ein, zu einem literarischen Streifzug durch die Stadt, bei dem die Perspektiven von Frauen, Queers und People of Colour im Mittelpunkt stehen werden.

Die Kämpfe für ein Recht auf Stadt sind auch feministische Kämpfe. Der Mangel an leistbarem Wohnraum ist auch ein Problem für alle Menschen, die partnerschaftlicher oder häuslicher Gewalt entfliehen wollen. Es mangelt an Plätzen in Frauenhäusern nicht nur weil es ohnehin zu wenige gibt, sondern auch weil Monate vergehen können, bis die Betroffenen eine Wohnung gefunden haben und somit ihr Platz frei wird. Frauen, Queers und People of Colour sind häufiger auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen, obwohl für sie dort eine Sicherheit nicht selbstverständlich ist. Für viele FLINTA2 sind verbale sexuelle Belästigung oder die Angst davor im Dunkeln unterwegs zu sein, alltäglich. Erst im März machten anlässlich der Entführung und Ermordung von Sarah Everard Betroffene unter dem hashtag #TextMeWhenYouGetHome (Sag Bescheid wenn Du zu Hause angekommen bist) auf ihre Gewalterfahrungen und Diskriminierungen im öffentlichen Raum aufmerksam.

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Beziehungsweise Revolution – 1917, 1968 und kommende

Buchvorstellung & Diskussion mit der Autorin Bini Adamczak

Freitag, 12. Oktober 2018, 20 Uhr
AZ Conni, Rudolf-Leonhard-Straße 39, 01097 Dresden

Im Oktober 2017 jährte sich die Russische Revolution zum 100. Mal.
Anlass genug, die Ereignisse von 1917 durch das Prisma 1968 zu
betrachten und beide Revolutionen in ein Verhältnis wechselseitiger
Kritik zu bringen. Während 1917 auf den Staat fokussierte, zielte 1968
auf das Individuum. In Zukunft müsste es darum gehen, die
»Beziehungsweisen« zwischen den Menschen in den Blick zu nehmen.
„Beziehungsweise Revolution“ analysiert die revolutionären
Geschlechterverhältnisse als Verhältnisse, die zwischen Privatheit und
Öffentlichkeit, »Nahbeziehungen« und »Fernbeziehungen« geknüpft sind –
das Geschlecht der Revolution. So tritt ein Begehren zutage, das nach
wie vor seiner Realisierung harrt: das Begehren nach gesellschaftlichen
Beziehungsweisen der Solidarität.

Eine Veranstaltung des Club der Verschwender*innen gemeinsam mit
critique’n’act in Kooperation mit Weiterdenken.

* Bini Adamczak lebt in Berlin und arbeitet als Autorin und Künstlerin
zu politischer Theorie, queerfeministischer Politik und der vergangenen
Zukunft von Revolutionen.

 

Recht auf Stadt!

Unser Redebeitrag „Recht auf Stadt!“, mit dem wir die Antifaschistische Tanzdemonstration durch Dresden Löbtau: „DranBleiben – rebellisch, solidarisch, selbstorganisiert“ am 23. Juni 2018 unterstützt haben:

Gedankengänge frei nach Henri Lefevbre, Niels Boeing und dem Hamburger Recht auf Stadt Netzwerk

Recht auf Stadt! Ist das mehr als eine Parole?

Ist das ein Appell, eine Forderung oder bloß thematische Klammer? Beschränken wir uns auf Mietenstreik, ist es der Kampf um Freiräume oder Kommunismus?

Recht auf Stadt damit meinen wir:

Erstens das Recht auf Zentralität, das heißt das Recht darauf nicht ausgeschlossen zu werden. Ausgeschlossen in Räume der Diskriminierung:
an den Stadtrand, in Heime, Lager, Ankerzentren, Abschiebeknäste. Und es bedeutet Zugang. Zugang zu den Orten des gesellschaftlichen Reichtums, der städtischen Infrastruktur und des Wissens, zu Wasser, Wohnung, Gesundheit, Bildung, Mobilität, öffentlichen Räumen.

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Zur Ausgabe «Siegerjustiz» der Rote Hilfe Zeitung

Wir dokumentieren hier das Statement von the future is unwritten (Leipzig) und Critique’n’act (Dresden) zur „Siegerjustiz“-Ausgabe der Rote Hilfe Zeitung. Die „Siegerjustiz“-Ausgabe war auch Anlass zur derzeit statt findenden Veranstaltungsreihe „Was heißt hier Siegerjustiz„, die zu einer kritischen Auseinandersetzung mit den real-sozialistischen Zuständen einlädt.

Liebe Genoss*innen vom Bundesvorstand der Roten Hilfe,
liebe Genoss*innen von der Redaktion der Rote Hilfe Zeitung,

Im letzten Quartal 2016 kam die Rote Hilfe Zeitung mit dem Schwerpunktthema: «Sieger-
justiz – Verfolgung und Delegitimierung eines sozialistischen Versuchs seit 1990» heraus.
Viele Gruppen und Zusammenhänge haben dazu Stellung bezogen und Kritik geäußert.
Auch uns ist es wichtig, uns in dieser Debatte zu äußern.

Die Rote Hilfe hat uns immer begleitet, uns unterstützt, wir beziehen uns positiv auf
sie als strömungsübergreifende Organisation. Viele Genoss*innen von uns sind Mitglie-
der der RH, waren aktiv in der Roten Hilfe, teilweise auch im Bundesvorstand. Gera-
de in der Frage der Antirepression ist es wichtig, dass es eine strömungsübergreifen-
de Organisation gibt, die solidarisch an der Seite von Genoss*innen steht, die Ziel des
staatlichen Repressionsapparats werden. Gerade daher halten wir die letzte Ausgabe für
fatal, weil die Zeitungsredaktion damit massiv gegen die Statute der Roten Hilfe als strö-
mungsübergreifende Organisation verstößt und einen letztlich stalinistischen Konsens der
DDR-Betrachtung in der Roten Hilfe durchzusetzen versucht. Dagegen wenden wir uns
entschieden aus unserer politischen Position heraus. Aber auch aus unserer Vorstellung
dessen, was die Rote Hilfe ausmacht, wollen wir eine solidarische, konstruktive Kritik
leisten und so zu einer gemeinsamen Debatte einladen.

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Die braune Saat – Antisemitismus und Neonazismus in der DDR

Der Mitschnitt der Veranstaltung:

 

Mittwoch, 18. Oktober 2017 um 20 Uhr in der Kosmotique
Lesung & Diskussion des gleichnamigen Buches von und mit Harry Waibel
Veranstaltung im Rahmen der Reihe „Was heisst hier Siegerjustiz?“

Die aktuelle, rassistische Gewalt, sowie die der Nachwendejahre im Osten der Bundesrepublik ist nicht vom Himmel gefallen. Gestützt auf Unterlagen des Ministeriums für Staatsicherheit der DDR weist Harry Waibel nach, dass antisemitische Vorfälle, nationalsozialistische Verherrlichung und pogromartige Angriffe bereits vor 1989 zunahmen, die SED Führung vor diesen Phänomen jedoch die Augen verschloss.

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Betteln ist ein Recht in der Stadt (Workshop)

Workshop zu aktuellen Stadtkämpfen am Beispiel Bettellobby
im Rahmen von KRETA  Donnerstag, 12. Oktober um 19 Uhr in der Kosmotique (Martin-Luther-Str. 13)

In diesem Sommer wurde in Dresden eine Debatte über Betteln und Straßenmusik geführt. Viele riefen nach Verboten und einer Verschärfung der Polizeiverordnung.
Städtische Bettelverordnungen, in denen bestimmte Formen des Bettelns verboten werden, dienen hauptsächlich der Abschreckung und Verächtlichmachung von Bettler*innen. Sie sollen als kriminell und gewalttätig dargestellt werden. Das Betteln soll kontrolliert und erschwert werden und Stadtbild-konform zugerichtet. Kontrolle, Schikane und Verdrängung haben ein Ziel: Bettler*innen sollen möglichst ganz aus dem Stadtbild verschwinden. Bettelnde Menschen werden als Belästigung empfunden, weil sie Armut sichtbar machen.

Doch solange Armut existiert, muss Betteln ein Menschenrecht sein. Das heißt, dass Bettler*innen ein Recht auf die öffentlichen Räume in der Stadt haben. Deswegen und auch weil die Debatte mit antiromaistischen Klischees geführt worden ist, haben einige Gruppen und wir die Bettellobby Dresden gegründet. Wir wollen das Betteln als Recht in der Stadt verteidigen.

Im Workshop werden wir zuerst die Parole „Recht auf Stadt“ und die Geschichte von Stadtkämpfen kennen lernen: Widerstände gegen Gentrifizierung, Überwachung, Privatisierung und rassistische Stadtpolitik. Dann wollen wir gemeinsam anhand der Dresdner Bettel-Debatte und den Interventionen der Bettellobby diskutieren, wie heute gegen Verdrängung von Armen und gegen Armut in der Stadt gekämpft werden kann.

 

Die Stadt ist unsere Beute – Workshops im April:

Im April bieten wir wieder unseren „Die Stadt ist unsere Beute“ – Workshop an:

Am 12. April um 18 Uhr im Rahmen der Kritischen Einführungstage (KRETA) in der Kosmotique:

Die Stadt ist unsere Beute
Workshop zu aktuellen Kämpfen in der Stadt

Die Stadt ist umkämpft –  Wohnen, medizinische Versorgung und der öffentliche Raum stehen nicht mehr allen zur Verfügung. Aber es gibt auch Widerstände gegen Überwachung, Gentrifizierung, Privatisierung und rassistische Stadtpolitik. Wir möchten eine kurze Geschichte der Stadt und ihres Wandels sowie ihre Migrationsgeschichte erzählen. Wir stellen euch aktuelle Stadt- und Wohnkämpfe vor und wollen diese mit euch diskutieren – von der Forderung „Stadt für alle“ bis zu den „Social Center for All“. Abschließend wollen wir planen was zu tun ist.

Am 22. April von 11 – 14 Uhr beim Antifaschistischen Jugendkongress #2 – get organized:

Die Stadt ist unsere Beute – Workshop zu „Recht auf Stadt für alle!“

Den Kämpfen um Wohnen und Stadt haben sich in den letzten Jahren immer mehr Menschen angeschlossen. Die Parole „Recht auf Stadt“ ist in aller Munde. Für bezahlbare Mieten, gegen Großprojekte, für den Erhalt des Schwimmbades, gegen Aufenthaltsverbote und für ein Bleibe-recht. Doch wer hat die Idee für ein Recht auf Stadt begründet? Was genau meint es? Und
warum steht es im Widerspruch zu den bestehenden kapitalistischen Verhältnissen? In unserem Workshop wollen wir außerdem einen Blick zurück werfen – auf die lange Geschichte von Widerstand und Aktionen gegen Überwachung, Gentrifizierung, Privatisierung und rassistischer
Stadtpolitik – lange bevor sich eine „Recht auf Stadt – Bewegung“ formierte. Die Kritik an menschenunwürdiger Unterbringung von Geflüchteten in Notunterkünften führte 2015 zur Erweiterung von „Recht auf Stadt“ zu „Recht auf Stadt für alle“. Im zweiten Teil des Workshops
diskutieren wir mit Euch „Ist das Wohnen? Die Unterbringung Geflüchteter zwischen institutionellem Rassismus und Disziplinierung“. Im dritten Teil stellen wir Euch aktuelle Stadt- und Wohnkämpfe vor.