In die Kommunismus?

Eine Diskussionsreihe für Wege aus der Sprachlosigkeit
Auftakt: So, 10.11.2013, um 20:30 Uhr in der kosmotique

Keine Frage: Kapitalismus tötet! Die profit- und mehrwertorientierte Art des Wirtschaftens hat neue Formen er Sklaverei geschaffen und zerstört fortwährend unsere Lebensgrundlagen. Weltweit sterben Menschen oder leben in bitterster Armut, ohne jede Chance auf eine Perspektive. Staaten kollabieren und werden von wirtschaftlich starken Staaten wie z.B. Deutschland in die Mangel genommen. Internationale Organisationen setzen eine weltweite „Harmonisierung“ von Wirtschafts- und Sicherheitspolitik durch, die die Starken weiter ermächtigt und die Schwachen weiter schwächt.
Um den Zynismus und die Unmenschlichkeit des kapitalistischen Systems wissen wir. Und: wir müssen über konkrete Utopien und Praxen zur Überwindung des Kapitalismus diskutieren. Meist jedoch verstummen die Diskussionen, wenn es um konkrete Alternativen geht bzw. müssen Vorschläge gegen den Vorwurf der Regression verteidigt werden. Die damit verbundene Sprachlosigkeit möchten wir gerne überwinden.

„Ohne den Gang durch die Geschichte der revolutionären Versuche wird es keine revolutionäre Versuchung mehr geben. Trauer, Traum und Trauma, von denen das dritte sich um den zweiten schliesst und nur durch die erste jemals sich wieder zu öffnen erweicht werden könnte. Auf der Möglichkeit kommunistischer Begierde lastet nicht nur das Ende der Geschichte, sondern vor allem das Ende der Revolution.“ [1]

Wir wissen auch, dass es in der Geschichte immer wieder Versuche gegeben hat, alternative Staats- und Wirtschaftsordnungen zu etablieren, die menschenfeindlich und autoritär waren, die z.B. Antifaschist_innen, Anarchist_innen, antiautoritäre Kommunist_innen genauso wie Juden und Jüdinnen in den Tod geschickt haben. Wir kommen daher nicht umhin, uns mit Stalinismus und „Realsozialismus“ kritisch auseinanderzusetzen, die zwar den Kommunismus im Namen trugen, aber die Menschen am schlimmsten verfolgten und ermordeten, denen die Befreiung des Menschen von Sachzwang und Repression am Herzen lag.
In den nächsten Monaten werden wir uns daher mit den verschütteten Resten emanzipatorischer Ideen, Erfahrungen und Praxen sowie mit aktuellen Entwürfen auseinandersetzen.
Wir möchten emanzipatorische Potentiale wie auch regressive Tendenzen anarchistischer und rätekommunistischer Ansätze, von feministischer Ökonomiekritik, Sozialismus und Postoperaismus diskutieren. Wir glauben nicht an das Ende der Geschichte.
Wir starten unsere Reihe ‘In die Kommunismus?’ mit einer Veranstaltung, in der wir Texte aus dem Buch „GESTERN MORGEN – über die einsamkeit kommunistischer gespenster und die rekonstruktion der zukunft“ von Bini Adamczak lesen. Außerdem wird ein Interview mit der deutschen Kommunistin Waltraut Schälike vorgestellt, die als Kind in Moskau die Säuberungswellen erlebte.
Die erste Veranstaltung mit beiden Texten findet am 10.11.2013, um 20.30 Uhr in der kosmotique, Martin-Luther-Straße 13, Dresden statt.

[1] Bini Adamczak: GESTERN MORGEN – über die einsamkeit kommunistischer gespenster und die rekonstruktion der zukunft, edition assemblage, Münster 2011, S. 121

Dieser Beitrag wurde am 3. November 2013 von kalle in Allgemein, theoretisch veröffentlicht. Schlagworte: Bini Adamczak, Kapitalismus, Kommunismus, Utopie.