„Sonderweg Sachsen“? Sächsische Ökonomie und Gesellschaft

Vortrag und Diskussion mit Peter Korig

Donnerstag, 20. Oktober um 20 Uhr in der Kosmotique (Martin-Luther-Str. 13)

In der immer wiederkehrenden Debatte über die »sächsischen Verhältnisse« lohnt es sich, den Blick auf die gesellschaftlichen und sozialen Transformationen in den Ländern Mittelosteuropas zu richten. In mancher Hinsicht hat Sachsen mit Polen, Ungarn, Tschechien und der Slowakei mehr gemein als mit Hessen und Niedersachsen. Denn bei allen regionalen Spezifika, wie dem Dresdner Kult um Luftangriff und Frauenkirche: Es gibt keinen »sächsischen Sonderweg«.

So schreibt Peter Korig in seinem spannenden Beitrag in der Berliner Wochenzeitung Jungle World in der Diskussionsreihe zu „sächsischen Verhältnissen“. Er kommt darin recht schnell zu dem Schluss, dass es eben diesen »sächsischen Sonderweg« nicht gibt. Seine These:

Was in Sachsen passiert, ist vielmehr mit den Transformationsprozessen in den ehemals realsozialistischen Ländern Mitteleuropas vergleichbar. […]
Auffällig ist hier vor allem der ähnliche Ablauf der Umverteilung nach dem Ende der auf Staatseigentum basierenden Ökonomien. […] Die meisten profitablen Wirtschaftsbereiche, inklusive der Medien, wurden von westeuropäischen Konzernen aufgekauft, der Rest wurde geschlossen oder gammelte vor sich hin. […]
Selbst wirtschaftliches Wachstum und der Beitritt zur vermeintlichen Wohlstandssphäre der EU führten nicht dazu, dass Mittelschicht, Kleinbürgertum und Facharbeiter die ökonomische Prekarität dauerhaft hinter sich lassen konnten. Diese Schichten tragen antikommunistische Parteien, die […] programmatisch auf einer Mischung aus Ethnonationalismus, konservativem Christentum und Sozialpolitik beruhen.

Bei seinem Vortrag wird Peter Korig folgende Fragen diskutieren:

  • Warum hat Sachsen mehr gemeinsam mit osteuropäischen Staaten als mit anderen ostdeutschen oder gar westdeutschen Bundesländern, und was genau?
  • Welche Gesellschaft hat die Ökonomie der Nachwendezeit hervorgebracht?
  • Welchen Einfluss hat das auf die heutige Gesellschaft?

Peter Korig schreibt unter anderem für die Jungle World, den Telegraph und iz3w. Er beschäftigt sich mit politischen und sozialen Entwicklungen in Osteuropa und im Südkaukasus.